Impaktstruktur El‘ gygytgyn
Vortrag am Mittwoch, den 07. November 2018 um 11.00 Uhr im Nationalen Bohrkernlager, Gebäude 4A
RASCHKE, U. (Fachbereich B4.2 Geoinformationen, Stratigraphie): Die Geschichte des El‘ gygytgyn-Meteoritenkrater (Russland) und welche Schätze noch in der Bohrkernhalle schlummern …
Der Meteoriteneinschlagskrater El’gygytgyn (67°30’N 17°05’E) in der sibirischen Arktis liegt im äußersten Nordosten Russlands. Der Begriff El’gygytgyn stammt aus der tschuktschischen Sprache und bedeutet „Weißer See“, da dieser nur für etwa zwei Monate im Jahr eisfrei ist. Vor 3,6 Millionen Jahren schlug dort ein etwa 800 m großer Meteorit mit mehr als 70.000 km/h ein. Dabei entstand ein Krater mit einem Durchmesser von 18 km, der heute zum Großteil mit einem 170 m tiefen See gefüllt ist. Da diese Region seit dem Einschlag nie von der Eiskappe des Nordpols überdeckt war, blieb die Form des Kraters, seine Impaktgesteine und die anschließend im Kratersee abgelagerten Sedimente hervorragend erhalten. Dies ermöglicht sowohl eine Erforschung der Kraterbildung, als auch eine lückenlose Rekonstruktion des Paläoklimas.
Im Winter 2009 wurde auf dem zugefrorenen See eine Bohrung im Rahmen von ICDP (International Scientific Continental Drilling Project) niedergebracht. Die Festgesteine des unteren Teils des Bohrkerns, die durch den Einschlag zerrütteten, metamorphisierten, aufschmolzen und verdampften, wurden untersucht. In diesen Gesteinen finden sich Schmelzfetzen und Bruchstücke der Zielgesteine von Sandkorn- bis Haus-Größe. Die erbohrten Gesteine zeigen aber nur einen kleinen Ausschnitt aus der Entstehungsgeschichte des Kraters. Für ein vollständigeres Bild wurde während einer Expedition im Jahre 2011 der Kraterrand beprobt.
Quelle: U. Raschke