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Pressemitteilung

Hannover, 10.12.2015

Zwei große Projekte: Antarktis-Expedition und Modernisierung der Gondwana-Station
BGR-Forscher suchen nach neuen geologischen Spuren der Entstehung des vereisten Kontinents

Die Polarforschung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) steht im antarktischen Sommer 2015/2016 ganz im Zeichen von zwei großen Projekten. Im Nord-Viktoria-Land, rund 1.700 Kilometer vom Südpol entfernt, startet ein Team von Wissenschaftlern unter Leitung der BGR umfangreiche geowissenschaftliche Untersuchungen, um die Entstehungsgeschichte des heutigen Kontinents Antarktika zu entschlüsseln. Zur gleichen Zeit führt ein Bautrupp einige hundert Kilometer weiter südlich in der Terra Nova Bucht am Rossmeer eine umfangreiche Modernisierung der BGR-Antarktisstation „Gondwana“ durch.

Der Countdown für beide Vorhaben hat längst begonnen. Bereits Ende Oktober wurde das Material für die Baumaßnahmen an der BGR-Station in Container verpackt und vom italienischen Ravenna mit der „M/V Italica“ nach Christchurch (Neuseeland) verschifft. Am 16. Dezember geht es von dort mit 24 Forschern, Bauingenieuren, Technikern und Logistikkräften an Bord weiter in die Antarktis. Je nach Eisbedingungen wird das Versorgungsschiff sein Ziel, die Terra Nova Bucht, Weihnachten erreichen.

Für die Modernisierung der „Gondwana-Station“ (Modernization of Gondwana-Station, MOGS 3) steht dem Bautrupp nur ein kurzes Zeitfenster von sieben Wochen zur Verfügung. Dabei wird im Hauptgebäude eine umweltgerechte Haustechnik, sanitäre Einrichtungen und eine im wesentlichen auf Photovoltaik basierende Energieversorgung installiert. Außerdem erhält die Station eine moderne Seewasser-Aufbereitungsanlage und biologische Abwasserreinigung. Die „Gondwana“-Station, die von den Wissenschaftlern und Technikern während ihrer Expeditionen im antarktischen Sommer als Versorgungsstation mit Arbeits- und Aufenthaltsräumen genutzt wird (übernachtet wird während der Expeditionen in Zelten), wird nach Abschluss der Modernisierung neuesten Umweltstandards entsprechen und für mindestens weitere 25 Jahre als Forschungs- und Logistikbasis genutzt.

Auch die Teilnehmer der wissenschaftlichen Expedition „GANOVEX XI“ (11. German Antarctic North Victoria Land Expedition) haben ein dichtgedrängtes Programm. Nach der Schiffsankunft werden die Forscher mit Flugzeug und Helikopter 300 Kilometer weiter nördlich zum Basislager im Gebiet der Helliwell Hills geflogen. Dort, auf der pazifischen Seite des Transantarktischen Gebirges, wollen die BGR-Wissenschaftler gemeinsam mit Kollegen von deutschen, schwedischen, italienischen sowie australischen Universitäten und Forschungseinrichtungen bei Temperaturen von bis zu minus 30° Celsius in eis- und schneebedecktem Gebiet umfangreiche Untersuchungen zur geologischen Entstehungsgeschichte des Kontinents durchführen.

Die aktuelle Forschungsexpedition baut direkt auf den Ergebnissen der Vorgängerexpeditionen GANOVEX VIII-X auf, die im Zeitraum zwischen 1999 und 2010 bereits wichtige Erkenntnisse zur Entstehungsgeschichte des antarktischen Kontinents geliefert haben. „Für einige Aspekte der Entwicklungsgeschichte der Antarktis fehlen uns noch einige Puzzlesteine. Mit unseren derzeitigen Modellen können wir die Entwicklung der antarktischen Erdkruste und der polaren Landschaften in diesem Gebiet im Zeitraum der vergangenen 600 Millionen Jahre noch nicht schlüssig erklären. Das Hauptziel von ‚GANOVEX XI‘ ist daher, die fehlenden Teile zu erforschen und mit Kollegen verschiedener geowissenschaftlicherer Disziplinen die bisherigen Modelle im Gelände zu prüfen und zu verbessern. Mit unseren aktuellen Arbeiten wollen wir die Prozesse, die zur Entstehung des heutigen Kontinents Antarktika geführt haben, besser verstehen lernen“, erklärt BGR-Expeditionsleiter Dr. Andreas Läufer.

Bei ihren Geländearbeiten suchen die Wissenschaftler nach geologischen Hinweisen, mit denen sich die Entstehung und das Auseinanderbrechen des südlichen Großkontinentes Gondwana, dessen Herzstück die Antarktis bis vor etwa 180 Millionen Jahre war, zurückverfolgen lassen. Im Laufe dieses Zerfalls lösten sich Afrika, Indien, Australien, Neuseeland und Südamerika von der Antarktis ab. Das führte zur isolierten Position des Kontinents am Südpol. Die direkte Folge dieser Isolation ist die Entwicklung der heutigen Ozeanströmungssysteme, die um die Antarktis zirkulieren und die einen entscheidenden Einfluss auf das globale Klima haben.

Die wissenschaftlichen Arbeiten, für die drei Helikopter zur Verfügung stehen, sind in zwei Abschnitte aufgeteilt. Nach den Arbeiten im Gebiet der Helliwell Hills werden die Forscher ihre Zelte noch einmal an der „Gondwana“-Station bzw. der benachbarten italienischen Mario-Zucchelli-Station aufbauen, um von hier aus weitere Untersuchungen entlang der Rossmeerküste vorzunehmen. Dabei werden die Wissenschaftler geologische und geophysikalische Arbeitsmethoden kombinieren. Zum Programm gehören Einzelprojekte aus den Bereichen Strukturgeologie, Petrologie, Geochronologie, Thermochronologie, Sedimentologie, Geomikrobiologie, Paläontologie sowie aerogeophysikalische Messungen.

Von der GANOVEX-Expedition und der Modernisierung der „Gondwana“-Station wird die BGR in einem Internet-Tagebuch auf ihrer Homepage berichten. Den ersten Eintrag lesen Sie, sobald die Teams in Christchurch zu ihrer Reise in die Antarktis aufgebrochen sind. Den Link zum Tagebuch finden Sie dann auf der BGR-Startseite.


Weiterführende Informationen:
GANOVEX XI
http://www.bgr.bund.de/GANOVEX-XI

MOGS 3
http://www.bgr.bund.de/MOGS

Fachlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. Christoph Gaedicke, Tel.: 0511 643 3790, E-Mail: Christoph.Gaedicke@bgr.de


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Pressesprecher: Andreas Beuge, Tel.: 0511 643 2679
E-Mail: Andreas.Beuge@bgr.de, Internet: http://www.bgr.bund.de

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