Kernwaffenteststopp
Im September 1996, unmittelbar nach der Öffnung des umfassenden Kernwaffenteststoppabkommens (CTBT - Comprehensive Nuclear-Test-Ban Treaty) zur Unterzeichnung bei den Vereinten Nationen in New York, wurde dieser Vertrag von der Bundesrepublik Deutschland unterzeichnet. Der CTBT verbietet die Durchführung von Atomtests unter der Erde, unter Wasser und in der Atmosphäre. Um die Einhaltung des Vertrags sicherzustellen, wird gegenwärtig ein internationales Überwachungsnetz (IMS International Monitoring System) aus 321, gleichmäßig über dem Globus verteilten, Messstationen aufgebaut. Das Ziel bei der Konzeption des Netzes war es, Kernsprengungen mit einer Ladungsstärke von mindestens einer Kilotonne TNT-Äquivalent zuverlässig detektieren zu können.
Gesammelt, analysiert und archiviert werden die Daten der zugehörigen Stationen im Internationalen Datenzentrum (IDC - International Data Centre) der CTBT-Organisation (CTBTO) bei den Vereinten Nationen in Wien. Die Übermittlung der IMS-Daten zum IDC, das wiederum die Daten den Vertragsstaaten zur Verfügung stellt, erfolgt mittels eines satellitengestützten globalen Kommunikationsnetzwerks (GCI - Global Communication Interface). Die CTBTO arbeitet eng mit den Nationalen Datenzentren (NDC - National Data Center) zusammen, die ihrerseits für den Aufbau und den Betrieb der Stationen in ihren Hoheitsgebieten verantwortlich sind. Darüber hinaus haben die NDCs eine beratende Funktion der CTBTO und kontrollieren die Einhaltung des Teststoppvertrags.
Der BGR wurde die Funktion eines NDC übertragen, und sie fungiert somit als fachlicher Ansprechpartner der Bundesregierung sowie der CTBTO. Maßgeblicher Grund für die Übertragung dieser Aufgabe war die fachliche Kompetenz der BGR auf dem Gebiet der Seismologie und Datenarchivierung sowie ihre Mitwirkung am technischen Konzept des weltweiten IMS.
Die BGR ist für den Betrieb von insgesamt vier der 321 IMS-Stationen verantwortlich. Zwei davon überwachen die Einhaltung des CTBT mit seismologischen Verfahren, die beiden anderen sind Infraschallstationen. Jeweils zwei, eine seismische und eine Infraschallstation, stehen im Bayerischen Wald und in der Antarktis. Darüber hinaus dienen weitere von der BGR betriebene seismologische Stationen innerhalb Deutschlands als sogenanntes nationales Verifikationsmittel. Diese Stationen liefern unverzichtbare Informationen zur Beurteilung von Nuklearexplosionen. Das Gräfenberg-Array auf der Fränkischen Alb hat mit seinen kontinuierlichen digitalen Aufzeichnungen alle unterirdischen Kernwaffentests seit 1976 erfasst (Datenbank Kernex) und nimmt so eine herausragende Stellung ein.
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