CASE 8 Vendom Fiord (Ellesmere Island)
Beitrag zum Projekt:
CASE 8 – Vendom Fiord" soll im wesentlichen strukturgeologische, sedimentologische und paläontologische Untersuchungen entlang einer bedeutenden Störungszone im Vorland des tertiären Eurekan Fold-and-Thrust Belts im Vendom Fiord-Gebiet auf der südöstlichen Ellesmere-Insel (Kanadische Arktis) umfassen.
Hauptthema der geplanten Untersuchungen ist die Frage nach der südlichen Fortsetzung der Plattengrenze zwischen Grönland und der Ellesmere-Insel, deren Verlauf und Position zum Teil unklar ist: während die Wegener Störungszone in ihrem nördlichen Abschnitt im Verlauf der Naresstraße zwischen Lincolnsee im Norden und Kanebecken im Süden zumindest teilweise lokalisiert werden konnte, ist ihre südliche Fortsetzung durch den Smithsund Richtung Baffinbai nach aeromagnetischen Untersuchungen unwahrscheinlich, da sich magnetische Anomalien von Grönland quer über den Smithsund bis auf die Ellesmere-Insel fortsetzen. Da an einer Seitenverschiebung entlang der Wegener Störungszone im Alttertiär nicht zu zweifeln ist, muss der südliche Abschnitt dieser Zone in anderen Gebieten gesucht werden.
Westlich der großen Kristallingebiete der südöstlichen Ellesmere-Insel befindet sich im Vorland des tertiären Faltengürtels im Vendom Fiord-Gebiet eine bis zu 75 km breite Störungszone, die dem vorhandenen geologischen Kartenmaterial des Geological Survey of Canada zufolge sehr bedeutend ist und typische Merkmale einer lateralen Störungszone aufweist. Wie die Wegener Störungszone keine erkennbare Fortsetzung nach Süden aufweist, besitzt auch die Störungszone im Vendom Fiord-Gebiet keine Fortsetzung nach Norden, sondern klingt relativ schnell aus. Diese Beobachtungen sprechen dafür, dass beide Störungssysteme miteinander in Verbindung stehen, und zwar nördlich des Smithsundes eventuell über E-W verlaufende Querstörungen im Bereich des Sverdrup Passes.
Im Bereich der Störungszone sind zahlreiche tertiäre Becken aufgeschlossen, die eng mit den zahlreichen Einzelstörungen der lateralen Störungszone zusammenhängen, von diesen begrenzt oder sogar deformiert werden. Mithilfe strukturgeologischer, sedimentologischer und paläontologischer Arbeiten sollen die Beziehungen zwischen der Entstehung der Tertiär-Becken und der Entwicklung der Störungszone untersucht werden, wobei es um die Frage geht, ob es sich um prä-, syn- oder posttektonische Sedimentbecken (bezogen auf die Störungszone) handelt. Durch die paläontologischen Untersuchungen sollen, wenn möglich, die Sedimente der tertiären Becken genauer datiert werden, wodurch die verschiedenen Phasen tektonischer Aktivitäten entlang der Störungszone zeitlich aufgeschlüsselt und eingeordnet werden können. Ein Vergleich der Entwicklung der Störungszone im Vendom Fiord-Gebiet mit den Ergebnissen der von der BGR durchgeführten Untersuchungen der Wegener Störungszone onshore im Bereich der Naresstraße sollte eine Aussage darüber möglich machen, ob beide Störungszonen miteinander in Verbindung stehen oder nicht.
Die Expedition CASE 8-Vendom Fiord ist für den Zeitraum zwischen dem 22. Juni (Abflug Hannover) und dem 6. August 2004 (Rückkehr Hannover) geplant. Das Team besteht aus Dr. Harald Andruleit (BGR), Dr. Werner von Gosen (Universität Erlangen), Dr. Karsten Piepjohn (BGR - Projektleitung), Dr. Lutz Reinhard (BGR) und zwei Inuit-Führern. Ein Hubschrauber wird die Geländearbeit zeitweise unterstützen, wenn das Camp umgesetzt wird, um die wichtigen Schlüsselgebiete entlang der Störungszone erfassen und untersuchen zu können. Camps sind geplant am Stenkul Fiord und am Split Lake (beide auf dem Kartenblatt Vendom Fiord), am Taggart River (Kartenblatt Strathcona Fiord) und am Schei Summit (Kartenblatt Cañon Fiord). Das Projekt ist mit dem Geological Survey of Canada (Calgary) abgesprochen und wird vom Polar Continental Shelf Project (PCSP) logistisch unterstützt und betreut.