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CASE 9 Ny Friesland (Spitzbergen)

Beitrag zum Projekt:

Plattentektonische RekonstruktionPlattentektonische Rekonstruktion der Position Spitzbergens relativ zu Nordgrönland vor 49 Millionen Jahren. Die Lomfjorden Fault Zone in Ost-Spitzbergen stellt das östlichste der großen Störungssysteme dar, an denen Europa (Barentsschelf) und Nordamerika (Nordgrönland) auseinandergebrochen sind und damit ursächlich an der Entstehung des Nordatlantiks und des Polarmeeres beteiligt waren. Quelle: BGR

Im Sommer 2006 beteiligt sich die BGR an einer Expedition des Norwegischen Polarinstituts in Tromsø nach Ny Friesland in Nordost-Spitzbergen. Gegenstand der geplanten strukturgeologischen Arbeiten der BGR ist die Lomfjorden Fault Zone (LFZ), die östlichste von mehreren bedeutenden, ± N-S streichenden Störungszonen in Svalbard.

Im Rahmen des BGR-Projekts CASE (Circum-Arctic Structural Events) stellt die Untersuchung der LFZ einen wichtigen Bestandteil hinsichtlich des Zerfalls Laurasias, der Öffnung des Polarmeeres und der anschließenden Evolution der korrespondierenden (passiven) Kontinentränder westlich des Barents Schelfs und nördlich von Grönland/Kanada dar. Die LFZ ist das östlichste System eines ganzen Schwarms von Störungssystemen, die parallel verlaufend die Kontinentalsockel von Svalbard, Nordgrönland und den Norden der Ellesmere-Insel durchziehen.

Im Laufe der letzten CASE-Expeditionen wurde immer deutlicher, dass die großen kontinentrand-parallelen Störungssysteme mit ihren mehrfach aktiven Phasen als Abschiebungen, Aufschiebungen und/oder Seitenverschiebungen Schlüsselrollen bei der Trennung von Eurasien und Nordamerika spielen.

Die Lomfjorden Fault Zone verläuft parallel zum heutigen passiven westlichen Kontinentrand des Barents Schelfs und zur DeGeer Fracture Zone zwischen Grönland und Svalbard. Das geologische und vor allem strukturelle Umfeld der LFZ sind bis heute völlig unerforscht, und die Kinematik dieser mehr als 200 km langen Störungszone in Ost-Spitzbergen ist unbekannt und stützt sich bislang auf Vermutungen. So wird die LFZ sowohl als Abschiebung als auch als Aufschiebung interpretiert. Die Rolle möglicher Lateralbewegungen, die für die Interpretation der Öffnung des Eurasischen Beckens und des Nordatlantiks sowie die Trennung von Spitzbergen und Grönland ausschlaggebend sind, ist ungeklärt.

Die Aufgaben im Sommer 2006 liegen in der strukturgeologischen kinematischen Analyse der Haupt- und Nebenstörungen der LFZ zur Klärung der relativen zeitlichen Einordnung der strukturellen Entwicklung entlang der LFZ. Die Komplexität dieser Störungszone wird verständlich, wenn man bedenkt, dass die Störung mindestens seit dem Unterkarbon mehrmals aktiv gewesen ist.

Die Teilnahme an der Expedition des Norwegischen Polarinstituts bietet die Möglichkeit, die LFZ als „europäischen“ Teil der genannten, inter-kontinentalen Störungssysteme zwischen dem Barents Schelf und dem nordamerikanischen Kraton zu analysieren und Kenntnisse zu gewinnen, die für die weiteren geplanten zirkum-arktischen Arbeiten der BGR von großer Bedeutung sind.

Blick auf die Lomfjorden Fault Zone am KantfjelletBlick auf die Lomfjorden Fault Zone am Kantfjellet Quelle: BGR

Hauptstörung der Lomfjorden Fault Zone am LoeveryggenHauptstörung der Lomfjorden Fault Zone am Loeveryggen Quelle: BGR

Blick nach Norden entlang der subvertikalen Hauptstörung der Lomfjorden Fault Zone am Kantfjellet südlich des Lomfjords. Die Störung trennt jungproterozoische, nicht metamorphe Sandstein-Serien im Westen von karbonischen Fossilkalken und kreidezeitlichen Doleriten im Osten, womit ein post-kretazisches Alter der Lomfjorden Fault Zone an  dieser Stelle belegt ist. Schräg orientierte Faltenstrukuren in den Karbonkalken weisen zumindest partiell rechts-laterale Seitenverschiebungen entlang der Lomfjorden Fault Zone nach. Die Höhe der Berge beträgt etwa 250 m.Blick nach Süden auf die nach Westen einfallende Hauptstörung der Lomfjorden Fault Zone am Loeveryggen südlich des Lomfjords. An dieser Lokalität sind die jungproterozoischen Sandstein-Serien nach E auf horizontal liegende Karbonkalke und Kreide-Dolerite aufgeschoben. Der Berggipfel liegt 300 m über dem Gletscher.

Kontakt:

    
Dr. Karsten Piepjohn
Tel.: +49 (0)511-643-3236
Fax: +49 (0)511-643-3664

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