03/04: Unverwechselbar - Rhaetipollis germanicus
Das Sammlungsobjekt des Monats
Quelle: LBEG; Foto: Carmen Heunisch
Irgendwie erinnert die Form an einen Hamburger … Allerdings, es wäre mit 0,06 mm ein sehr kleiner Hamburger, sehr alt (mehr als 200 Millionen Jahre) und schwer verdaulich.
Bei dieser leicht wieder zu erkennenden Form handelt es sich um das Pollenkorn Rhaetipollis germanicus Schulz 1967, das unverwechselbare Leitfossil für den Zeitraum von ca. 207 bis 203 Millionen Jahren vor heute, der als Obere Trias, Rhät oder Rhätkeuper bezeichnet wird. Der Name leitet sich ab von Rhät, dem Zeitraum, in dem dieses Fossil auftritt, pollis geht auf Pollen zurück, die männliche Mikrospore von vorwiegend nackt- und bedecktsamigen Pflanzen und germanicus weist auf das Vorkommen in Deutschland hin, wo diese Art das erste Mal von Eberhard Schulz 1967 gefunden und beschrieben wurde.
Leitfossilien zeichnen sich durch eine überregionale Verbreitung, aber eine kurze Lebenszeit aus. 4 Millionen Jahre ist für eine Pflanzenart schon ein kurzer Lebenszeitraum. Die bei der Fossilisation der Pollenkörner übrig gebliebene Hülle besteht aus einer komplizierten chemischen Verbindung, bekannt als Sporopollenin. Sie gehört zu den widerstandsfähigsten organischen Substanzen, die es gibt. Bei Rhaetipollis germanicus ist diese Hülle (Exine) ca. 0,004 mm dick.
Das hier abgebildete Exemplar stammt aus dem Mittleren Rhätkeuper einer Kernbohrung in Sachsen-Anhalt aus 1.269,2 m Tiefe.
Die Pflanze, die diese Pollen produziert hat, ist bis heute unbekannt. Aufgrund der zweigeteilten Form werden derartige Pollenkörner zu einer Gruppe gerechnet, die in der höheren Trias das erste Mal in Erscheinung tritt und dann während des ganzen Erdmittelalters häufige Vertreter der mikrofloristischen Gemeinschaften stellt, die Gruppe der Circumpolles. Sie wurden (vermutlich) von Koniferen produziert, die vorwiegend an trockene Umweltbedingungen angepasst waren.
Autorin: Dr. Carmen Heunisch
Übrigens: Die BGR unterhält Sammlungen in Berlin und Hannover, hier in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Sie gehören zu den großen geowissenschaftlichen Sammlungen in Deutschland.
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