I/2025: Strahlende Erinnerungen an das Atomzeitalter der BRD
In den Sammlungen der BGR werden in erster Linie Gesteinsproben, Mineralien und Fossilien aufbewahrt. Es gibt jedoch einige wenige Ausnahmen. Eine etwas skurrile Ausnahme davon stellen wir in diesem Quartal vor.
Mit Beginn des Kalten Krieges, unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg, gewann der Rohstoff Uran schlagartig an Bedeutung. Man benötigte Uran zur Herstellung von Brennstäben für Atomkraftwerke, als Treibstoff für U-Boote und zum Bau von nuklearen Waffen. Die Sowjetunion begann bereits 1946 mit der Förderung von Uranerzen in den Lagerstätten Sachsens und Thüringens und gründete dafür die Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft Wismut. Insgesamt wurden aus den Bergwerken der Wismut AG bis 1990 231 000 Tonnen Uran gefördert. Die DDR war bis Ende der 1980er Jahre einer der größten Uranproduzenten weltweit.
Die junge BRD verfügte zunächst nicht über Uranlagerstätten. Ab Ende der 1940er Jahre und verstärkt in den 1950er Jahren wurde daher intensiv auf Uranerze exploriert, auch wenn der Abbau von Uran in der BRD durch die Alliierten zunächst verboten war. Fündig wurde man im Fichtelgebirge und im Schwarzwald (Menzenschwand). Im Fichtelgebirge bei Weißenstadt begann ab 1950 der Uran-Abbau in einem mit dem Namen „Zinnerzuntersuchungsbetrieb Werra“ getarnten Betrieb, der zur Maxhütte gehörte, einer Firma, die Teil des Flick-Konzerns war. Ab Mitte der 1950er Jahre unterstütze das Bundesministerium für Atomfragen unter Leitung von Franz-Josef Strauss den Abbau intensiv. 1956 schließlich wurde das erste Uran aus Weißenstädter Uran-Erzen zu Uran aufbereitet. Wirtschaftlich war die Gewinnung von Uran in Bayern jedoch nie. Daher wurde der Uranbergbau im Fichtelgebirge bereits Ende der 1950er Jahre wieder eingestellt.
Von der kurzen Blüte des Uranbergbaus wusste man 1956 noch nicht und so galt die erste Herstellung von Uran auf bundesdeutschem Boden in der Maxhütte als großer Erfolg. Um dies zu feiern, wurden Schrötlinge von einem Uranbrennstab abgeschlagen und in zwei Chargen zu je 60 Gedenkmünzen aus reinem Uran im Bayrischen Hauptmünzamt geprägt. In Bleischatullen verpackt wurden diese an Personen verschenkt, die sich besonders um den Uranerzabbau im Fichtelgebirge verdient gemacht haben, darunter Franz-Josef Strauss persönlich. Eine dieser Medaillen ist Teil der Sammlungen der BGR im Dienstbereich Berlin.
In Menzenschwand und in den Lagerstätten der Wismut AG wurde in erster Linie Uraninit, auch bekannt als Uranpechblende, ein Uranoxid, abgebaut. In der Oxidationszone – im oberen Bereich dieser Lagerstätten - findet man auch Uranglimmer, Oxidationsminerale mit tafeligem Habitus und guter Spaltbarkeit. Im Zinnerzbergwerk Werra bildete Torbernit die Grundlage für die Urangewinnung. Torbernit ist ein uranhaltiges Kupferphosphat, das auch zu den Uranglimmern zählt. Uran bildet mit Phosphat eine Reihe unterschiedlicher schwer löslicher Verbindungen, weshalb in der Mineralogie diverse Uranphosphate existieren und Überbegriffe wie „Uranglimmer“ verwendet werden. In seltenen Fällen, in denen bei dieser Bildung noch Kupfer anwesend ist, bildet sich Torbernit, der meist Beibrecher aber nicht Haupterz ist.
Text: Jochen Erbacher
Quellen:
https://www.fichtelgebirge-oberfranken.de/uranbergwerk
Fund des Monats: Eine strahlende Medaille für das DBM | Getrenntes Bewahren – Gemeinsame Verantwortung (bergbau-sammlungen.de)
https://www.bgr.bund.de/DE/Themen/Wasser/Projekte/laufend/Beratung/Wismut/wismut_projektbeschr.html
Montanhistorische Exkursion Weißenstadt 7-2012 (fichtelgebirgs-mineralien.de)
Die BGR unterhält Sammlungen in Berlin und Hannover, hier in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Sie gehören zu den großen geowissenschaftlichen Sammlungen in Deutschland.
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