Sektorvorhaben Rohstoffe und Entwicklung
Land / Region: sektoral / überregional
Schwerpunkt: Mineralische Rohstoffe
Projektanfang: 01.11.2018
Projektende: 30.04.2022
Projektstand: 20.07.2021
Eine zunehmende Zahl von Entwicklungsländern hat sich zum Ziel gesetzt, vom eigenen Rohstoffreichtum verstärkt zu profitieren. Staatseinnahmen aus dem Rohstoffsektor können jedoch nur dann generiert und wirksam für nachhaltige Entwicklung eingesetzt werden, wenn geeignete Rahmenbedingungen bestehen.
Der Rohstoffsektor kann zur wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes beitragen. Denn ein gut geführter Rohstoffsektor ermöglicht Staatseinkünfte, die der gesamten Bevölkerung von Nutzen sind. Gleichzeitig fördert ein gut geführter Rohstoffsektor den Aufbau von Infrastruktur und ermöglicht die Schaffung neuer Arbeits- und Ausbildungsplätze, vor allem in der Zuliefer- und Weiterverarbeitungsindustrie. Parallel wird der Aufbau sekundärer Wirtschaftssektoren begünstigt und somit eine Basis für nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum geschaffen. Hierin liegt das entwicklungspolitische Potenzial des Rohstoffsektors.
Schwache staatliche Institutionen, unzureichende gesetzliche Rahmenbedingungen, Korruption und fehlende Einbindung der Zivilgesellschaft in Entscheidungsprozesse können die positive Wirksamkeit des Rohstoffsektors dagegen verhindern. Dies kann Menschenrechtsverletzungen, Umweltprobleme und negative soziale Auswirkungen für die lokale Bevölkerung zur Folge haben.
Aus diesem Grund ist die umfassende Verankerung von Nachhaltigkeitsstrategien in der Rohstoffpolitik von großer Bedeutung. Hierzu gehören in erster Linie die Implementierung von guter Regierungsführung, leistungsfähige (Finanz-)Institutionen und Transparenz sowie die Bekämpfung von Korruption. Auch müssen ökologische und soziale Wirkungen berücksichtigt werden. Für den Aufbau eines wirkungsvollen Rohstoffsektors ist zudem ein gutes Zusammenspiel zwischen staatlichen Institutionen und dem Privatsektor der Schlüssel. Staatliche Institutionen müssen in der Lage sein, den Rohstoffsektor zu steuern und zu kontrollieren, damit Rohstoffunternehmen rechtliche Bestimmungen einhalten und Abgaben fristgerecht entrichten. Diese Maßnahmen führen gleichzeitig zu einem verbesserten Investitionsklima und erleichtern damit die Entstehung oder Stärkung der weiterverarbeitenden Industrie im eigenen Land.
Die große Herausforderung für Regierungen liegt darin, ausgeglichene und ganzheitliche Lösungsansätze zu entwickeln und durchzuführen. So kann sich das Potential des Rohstoffsektors als Motor für nationale wirtschaftliche und soziale Entwicklung entfalten.
Strategische Politikberatung
Das Sektorvorhaben „Rohstoffe und Entwicklung“ unterstützt mit ad-hoc und strategischer Politikberatung das BMZ dabei, die nationale und internationale entwicklungspolitische Agenda im Rohstoffsektor durch eigene Impulse und Innovationen mitzugestalten. Die Politikberatung berät das BMZ kontinuierlich und umfassend zu rohstoffwirtschaftlichen und –politischen Fragen. Dazu gehört die fachliche Unterstützung der Bundesregierung bei der Positionierung in internationalen Dialogen, Initiativen und Institutionen und deren Mitgestaltung. Zudem vertritt sie die deutsche Entwicklungszusammenarbeit im Rohstoffsektor in der deutschen entwicklungspolitischen Akteurslandschaft. Damit leistet die Politikberatung im BMZ einen Beitrag zur Vorbereitung, Steuerung und Vermittlung entwicklungspolitischer Entscheidungen im Rohstoffsektor. Die Politikberatung verfolgt das Ziel, politische Entscheidungsträger/innen über das Umfeld und die Auswirkungen politischer Entscheidungen in diesem Feld fachlich aktuell und politisch sensibel zu informieren.
Themenbereiche
Das Sektorvorhaben „Rohstoffe und Entwicklung“ unterstützt Partnerländer der deutschen Entwicklungszusammenarbeit bei dem Aufbau eines Rohstoffsektors nach den Grundsätzen der Nachhaltigkeit. Dabei entwickelt das Sektorvorhaben neue Lösungsansätze entsprechend des BMZ-Strategiepapiers „Extraktive Rohstoffe“ in folgenden Themenbereichen:
Lokale Wertschöpfung
Neue Wege zu erschließen, wie rohstoffreiche Länder ihr vorhandenes Potenzial für eine breite wirtschaftliche Entwicklung nutzen können, ist eines der Hauptziele des Sektorvorhabens „Rohstoffe & Entwicklung“. Dafür hat das Sektorvorhaben zusammen mit der DERA und dem Kompetenzzentrum Rohstoffe der Auslandshandelskammer Südafrika das Tool Local Investment Opportunities in Natural Resource Projects (LION) entwickelt. Mit Hilfe von LION wird die Beschaffung und Nachfrage in Projekten der Rohstoffförderung modelliert. Die aus den Daten gewonnenen Erkenntnisse sollen Entscheidungsträgern in den Abbauländern helfen, den Local Content-Anteil in der heimischen Wirtschaft zu steigern und so zu lokaler Wertschöpfung beizutragen. Bisher wurde LION für den Goldabbau in Westafrika und im Kupfergürtel in der DR Kongo und Sambia pilotiert. Aktuell arbeitet das Sektorvorhaben daran, LION einerseits in den bereits abgedeckten Ländern stärker in politische Prozesse einzubauen und andererseits um weitere Staaten und Rohstoffsektoren zu erweitern. Siehe hierzu auch: „LION in the Copperbelt - Country context, Model findings, Policy recommendations“
Zudem erarbeitet das Sektorvorhaben Leitlinien zum Umgang mit lokal produzierten Baurohstoffen in Metropolregionen. Ziel ist es, die Urbanisierung und den damit einhergehenden Bauboom in Großstädten mit lokalen Wertschöpfungsketten im Umland zu verbinden. Hierzu wurden bisher Marktstudien sowie Potentialanalysen durchgeführt, im Anschluss sollen darauf aufbauend allgemein gültige Leitlinien erstellt werden.
Verantwortungsvolle Lieferketten, Menschenrechte & Umwelt
Ein weiteres prioritäres Arbeitsfeld des Sektorvorhabens ist die Förderung verantwortungsvoller Lieferketten, um so zur Schaffung nachhaltiger Produktions- und Konsummuster beizutragen. Dafür arbeitet das Sektorvorhaben mit Nachhaltigkeitsinitiativen und Multiakteurspartnerschaften, wie der European Partnership for Responsible Minerals (EPRM), zusammen. Darüber hinaus unterstützt das Sektorvorhaben die Förderung von verantwortungsvollen Lieferketten aus dem Kleinbergbau auf Gold und organisiert hierzu den Austausch wichtiger Akteure des Goldsektors in Deutschland.
Das Sektorvorhaben möchte auch zu der Einhaltung von indigenen Rechten in Rohstofflieferketten beitragen. Dazu hat das Sektorvorhaben eine Studie zu indigenen Rechten und Bergbau erstellt, welche anhand von Fallbeispielen Konflikte im Zusammenhang mit Free Prior Informed Consent (FPIC) und Lösungsansätze zur besseren Umsetzung von FPIC im Sinne aktueller internationaler Standards untersucht. Im Zuge von Erdöl- und Erdgasbohrungen unsachgemäß oder illegal entsorgte, mit Bohrspülungen versetzte, Rückstände (sog. Bohrklein oder Cuttings) sind ein weltweit präsentes Problem. Von den Rückständen geht in einigen Ländern ein hohes Risiko für Mensch, Bevölkerung und Umwelt aus. Hier engagiert sich das Sektorvorhaben, geographische Hot Spots von unsachgemäß entsorgtem Bohrklein sowie problemlösende Ansätze zu identifizieren.
Stärkung staatlicher Institutionen
Mangelnde staatliche Kapazitäten sind ein Hauptgrund, weshalb rohstofffördernde Länder ihren Reichtum oftmals nicht für eine breitenwirksame wirtschaftliche Entwicklung nutzen können. In Ostafrika fördert das Sektorvorhaben daher mit Hilfe von Kleinmaßnahmen den Aufbau staatlicher Kapazitäten im Rohstoffsektor. Unter anderem ermöglicht die BGR Mitarbeitern des somalischen Ministeriums für Petroleum und Mineralische Rohstoffe Forschungsaufenthalte und ein Masterstudium der Geologie an der Universität Nairobi.
Downloads:
- LION in the Copperbelt - Country context, Model findings, Policy recommendations (PDF, 2 MB)
- Der Goldsektor in Deutschland. Marktstudie für verantwortungsvolles Gold aus dem Kleinbergbau (2019) (PDF, 11 MB)
- Construction Raw Materials in India and Indonesia. Market Study and Potential Analysis, Final Report, May 2021 (PDF, 8 MB)
- Rohstoffe für die E-Mobilität – Entwicklungspolitische Perspektiven (PDF, 19 MB)
Für aktuelle Meldungen aus dem Sektorprogramm Rohstoffe & Entwicklung verweisen wir an dieser Stelle auf die Projekt-Webseite des BMZ.